Informationen zum Kunstwerk im Quartier an den Stadtmauern
Ein säulenförmiges Konstrukt aus Cor-Ten-Stahl „umformt“ die historischen Gusseisensäulen – von einer eher geschlossenen bis hin zu einer dynamischen und aufgebrochenen Gestalt. Diese kann als ein „Korsett“ wahrgenommen werden. Oder befindet sie sich eher im Begriff der Destruktion? Will sie verhüllen oder schützen? Will sie stützen oder aufbauen? – Mannigfaltige Deutungsmöglichkeiten können sich aus der Kunstinstallation ergeben. Die Plastiken haben folglich eine Formensprache, die keine direkte Aussage impliziert und somit mehrdeutig bleibt. Sie können subjektiv und vielseitig „gelesen“ werden.
Die Gusseisensäulen sind – innerhalb ihrer verschiedenen Oberflächen – meist nur schemenhaft sichtbar; sie haben somit etwas Rätselhaftes an sich, wecken die Neugier auf etwas Verborgenes und Vergangenes.
VERORTUNG DER WERKE
Die Hauptinstallation besteht aus zwei Teilen und verweist auf das frühere jüdische Leben im zweiten Judenhof (ab 1422):
Eine Säule erhebt sich in der Durchgangspassage Franz-Ludwig-Straße/ Lange Straße. Sie reiht sich in die Achse zwischen den Sichtbetonsäulen ein und hat genau deren Durchmesser.
Eine zweite, größere Säule, leicht versetzt zur ersten, steht im Grünbereich hinter der historischen Stadtmauer. Diese Säule baut sich in der gleichen Formensprache auf, ist jedoch in ihrer Wirkung dynamischer und erscheint mit ihrer aufgebrochenen Struktur unruhiger.
Eine ergänzende Installation wurde vor dem Eingang des Dokumentationszentrums „Mikwe“ platziert. Diese Plastik ist in ihrer Gestalt verschlossener. Sie fußt auf dem gusseisernen Kapitell einer der historischen Säulen. Das „Innere“ der Plastik ist daher nur zu erahnen.
UMMANTELUNG „COR-TEN-STAHL“
Die Bezeichnung „Cor-Ten-Stahl“ beruht auf zwei Begriffen: „Cor(rosion resistence) = Korrosionswiderstand“ und „Ten(sile strength) = (Zug-) Festigkeit“.
Die besondere Wetterfestigkeit dieses Stahls wird durch Kupfer, Chrom und andere den Stahl veredelnde Materialien erreicht. Langfristig ändert sich daher die Oberfläche eines solchen Kunstwerks durch eine sich bildende Patina. Die Plastiken befinden sich folglich in einem stetigen Prozess der Veränderung. Es bildet sich also kein Rost im herkömmlichen Sinne, sondern eine durch Witterungseinflüsse erzeugte Oberflächenschicht, die den Stahl vor der sonst üblichen Korrosion schützt.
Nähere Informationen über den ausführenden Künstler Bernd Wagenhäuser finden Sie auf seiner Homepage.

Foto: Andreas Reuß